Durch meine Altarbilder, die ich dieser Tage anlässlich Várblót-Várþing/Ostara/Frühjahrs-Tagundnachtgleiche veröffentlicht habe, habe ich vor allem eines feststellen müssen: Noch immer gibt es Menschen die den Tod fürchten.
Dabei ist der Tod der Geliebte des Lebens. Nichts und niemand gibt dem Leben mehr Wert als der Tod. Denn er allein macht es endlich und kostbar.
Nur durch die Begrenzung der gegebenen Zeit haben wir Gedanken wie:
"Ich sollte mal wieder anrufen, wer weiß, wie es dort inzwischen aussieht.",
"Ich sollte die Hand zum Frieden reichen, wer weiß, wie lange das noch geht.",
"Das sollten wir gemeinsam unternehmen, wer weiß, wie lange wir das tun können."
Der Verlust geliebter Menschen zeigt uns noch ein letztes Mal, wie unendlich kostbar diese in unserem Leben waren. Werte, die mit absolut nichts bezahlbar oder käuflich sind.
Wer den Tod fürchtet, fürchtet auch, zu leben. Memento Mori - Gedenke des Todes. Vergiss nie, dass deine Zeit auf Erden begrenzt ist. Dir stehen vielleicht eine Vielzahl an Leben zur Verfügung, aber dieses eine, das was du jetzt lebst, die aktuelle Facette deines Seins, die ist definiert und begrenzt. Und das ist gut so, denn sonst würden wir nie erfahren, wie es sich anfühlt, etwas als vergänglich und dadurch kostbar zu empfinden.
Wer den Tod in sein Leben lässt, ihm den angestammten Platz respektvoll gewährt, ist kein Satanist. Ein Satanist bezieht sein Weltbild aus dem Christentum. Man muss schon an einen christlichen Gott glauben können, um sich dem Satanismus zuwenden zu können. Ein Heide kann niemals ein Satanist sein, denn schon die monotheistische Dualität funktioniert im Heidentum nicht. Es gibt kein schwarz oder weiß, gut oder böse. Es gibt kein entweder perfekt oder fehlerhaft. Ich denke, erst mit dem monotheistischen Glauben ist diese Angst vor dem Tod so richtig stark geworden. Denn wer befürchten musste, nicht tadellos sein zu können, musste automatisch fürchten, verderbt, sündig zu sein. Vielleicht boten die polytheistischen Religionen für manch ängstlichen Menschen nicht genug Antwort auf das Leben nach dem Leben. Aber sie gaben Spielraum.
Es ist in Ordnung, etwas unbekanntes im Leben zu haben. Etwas nicht kontrollierbares. Etwas, auf das man sich einlassen muss. Diese Unbekannte ist der Tod. Wann er kommt, ist ungewiss, das er kommt, das ist gewiss. Wird er das Ende sein? Wenn ja, ist es egal, denn dann gibt es auch keine Angst, Sorge oder Trauer danach. Wenn nein, ist er nur ein Übergang. Also auch nichts, was Angst verdient. Was die Menschen fürchten, ist die Endlichkeit. Doch ohne sie wäre alles endlos.
Der Tod zeigt uns den vermutlich größtmöglichen Schmerz. Wunden, die man nicht sieht. Er ist der große Gleichmacher. Ihm ist egal, ob hübsch oder hässlich, dick oder dürr, arm oder reich, beliebt oder unbeliebt, begabt oder unbegabt, fleißig oder faul, lebenslustig oder lebensmüde. Er kommt gewiss und zu jedem.
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